Die Hohenloher


"Nostalgisch, aber nicht altbacken, klein und trotzdem groß, sanft und doch nicht langweilig, freundlich aber nicht stereotyp. Hohenlohe ist wie seine Menschen, lass' dich drauf ein, du wirst dich verlieben, pausenlos Neues entdecken und am liebsten Wurzeln schlagen"

Frank Winkler, Forchtenberg, Sänger der Mundartgruppe Annâweech und Gastronom

 

Der Hohenloher ist ein eigener Menschenschlag, weltoffen, selbstbewusst und zugleich bodenständig. Er besitzt Humor, eine besondere Diplomatie, Sturköpfigkeit und Lebenskunst.

Die Hohenloher führen auch den Beinamen „Schlitzohren“. Diese Titulierung hat nun aber für einen Hohenloher ganz und gar nichts Negatives an sich. Nein, im Gegenteil: „Du Schlitzohr“ wird als Auszeichnung verstanden, die gerne entgegengenommen wird. Hintergrund dieser Schlitzöhrigkeit ist ein dem Hohenloher eigenes Humorverständnis. Auch die Menschen in Öhringen sind nicht beleidigt, wenn einer zum anderen "Du Hamballe" sagt oder wenn jemand im Kocherstädtchen Niedernhall von den Distelfinken spricht. Die Geschichte hinter den Distelfinken: In grauer Vorzeit war der Gattin des Stadtoberhaupts ihr Distelfink aus dem Käfig entwichen. Der besorgte Bürgermeister ließ daraufhin schnell die Stadttore schließen, damit man den Vogel noch fangen könne.

Ein weiterer Wesenszug ist die Aufgeschlossenheit der Hohenloher. Man sitzt gerne ungezwungen beim Feiern und Essen zusammen, fragt neugierig nach dem Befinden des Gegenübers und philosophiert über das Weltgeschehen. 

Innovative Betriebe und mutige Existenzgründer haben mit ihrer Ausdauer in Hohenlohe einen Raum für eine starke Wirtschaftskraft geschaffen. 

 

 


ALBERT BERNER, GERHARD STURM UND REINHOLD WÜRTH

 Quelle: Heilbronner Stimme

Reinhold Würth (li), Albert Berner (Mitte) und Gerhard Sturm (re) sind drei Wirtschaftskapitäne, die sich um Hohenlohe besonders verdient gemacht haben. Neben dem jeweiligen weltweiten Firmenerfolg verbindet eine ungewöhnliche Gemeinsamkeit diese drei Ausnahmepersönlichkeiten: Sie waren alle in derselben Künzelsauer Schulklasse. Ob dies der Grundstock ihres Erfolges war? Sicher ist, dass der sprichwörtliche Fleiß der Hohenloher an dieser Erfolgsgeschichte einen maßgeblichen Anteil gehabt haben muss. Alle drei bekennen sich zu ihrer Herkunft, ihren Wurzeln und zur Region Hohenlohe. Mehrere Hotels, Restaurants und Museen, unzählige Kulturveranstaltungen und viele sonstige Projekte verdankt Hohenlohe diesen drei Mäzenen.


www.berner-group.com
www.wuerth.com
www.ebmpapst.com

Alexander Gerst

 Astronaut Alexander Gerst, Foto: Stadt Künzelsau, Olivier Schniepp

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst wurde 1976 in Künzelsau im Kochertal geboren. Bei seinen Reisen nach dem Zivildienst war er so beeindruckt von den Vulkanen Neuseelands, dass er Geophysik an der Universität Karlsruhe zu studieren begann, in Wellington noch Geowissenschaften. Sein Interesse an der Raumfahrt wurde durch seinen Großvater geweckt, der als Funkamateur den Mond als Reflektor für Funkverbindungen verwendete.

Er setzte sich 2008 beim Auswahlverfahren der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) als einer von über 8.400 Mitbewerbern durch und wurde als einziger Deutscher 2009 ausgewählt. 2010 schloss er die Grundausbildung ab. Die ESA nominierte ihn im September 2011 für seinen ersten Raumflug zur Internationalen Raumstation ISS. Nach 165 Tagen im All landete er wieder auf der Erde.

Seine zweite Langzeitmission begann im Juni 2018. Im Oktober übernahm er für drei Monate als erster Deutscher und zweiter Westeuropäer die Funktion des ISS-Kommandanten. Seine Bilder und Videos von der ISS zur Erde fanden große Beachtung. Nach 196 Tagen im All landete er im Dezember 2018 wieder in der kasachischen Steppe. Mit dieser Mission löste er mit einer Gesamt-Aufenthaltsdauer von 362 Tagen im Weltall den deutschen und ESA-Rekordastronauten Thomas Reiter ab. Im Mai 2015 erhielt er die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Künzelsau verliehen.




 


Hohenloher Mundartband Annâweech

 Hohenloher Mundartband Annâweech

Die Kultband der Hohenloher kann auf eine über 20-jährige Band-Karriere zurückblicken. Typisch hohenlohische Themen in hohenlohischer Sprache gesungen – so lautet das Erfolgsrezept von Annâweech. Frank Winkler (Molle), Rolf Schneider (Fred), Harry Weber und Volker Gässler (Gassi) lassen sich stilistisch in kein musikalisches Korsett zwingen. Die Inhalte ihrer Lieder spiegeln das niemals langweilig werdende Leben auf dem Land wider.

Dazu gehört „Ân schenâ Dôôch“ (Ein schöner Tag), der Enten mordende Zug („Endâmärdêr“) ebenso, wie des Hohenlohers Lieblingstag – der Samstag. Oder wie er in Hohenlohe genannt wird: „Ouhengerlesdôôch“ (Anhängerlestag).

Frontmann Frank Winkler, im Hauptberuf Gastronom und Wengerter, wurde laut Umfrage von seinen Landsleuten zum typischen Hohenloher Original gewählt.

Geschwister Hans und Sophie Scholl

 Sophie Scholl Büste im Forchtenberger Rathaus, Foto: Marion Schlund

Die Geschwister Scholl und die "Weiße Rose" stehen heute stellvertretend für den deutschen Widerstand gegen das NS-Regime und gelten als Symbol für beispielhafte Zivilcourage. 

Hans (1918-1943) und Sophie Scholl (1921-1943) wuchsen zusammen mit ihren drei Geschwistern auf und wurden von ihren Eltern nach christlich-humanitären Werten erzogen. Sophie Scholl wurde 1921 in Forchtenberg geboren, zu der Zeit war der Vater der dortige Bürgermeister. Ihre Jugendzeit erlebten die Geschwister Scholl in Ulm.

Nach dem Abitur studierte Hans Scholl Medizin in München. Unter dem Einfluss katholischer Gegner des NS-Regimes gründete er im Sommer 1942 mit Alexander Schmorell (1917-1943) die Widerstandsgruppe Weiße Rose. Zusammen verfassten, druckten und verteilten sie in kurzer Folge vier Flugblätter. Sie prangerten die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes an.

Im Februar 1943 verteilten Hans und Sophie Scholl die letzten Kopien des sechsten Flugblattes im Hauptgebäude der Münchner Universität, bevor sie festgenommen wurden. Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst wurden am 22. Februar 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tage hingerichtet.

In Forchtenberg wurde der „Hans und Sophie Scholl-Pfad“ eröffnet, der auf den örtlichen Lebensspuren der Geschwister Scholl verläuft. Weißblühende „Sophie Scholl“-Rosen markieren den Rundgang.

 

 


Georg Fahrbach

Georg Fahrbach wurde am 6. April 1903 in ingelfingen-Criesbach geboren. Nach der Volksschule besuchte er die Ingelfinger Lateinschule und das Realgymnasium Heilbronn. 1919 begann er die Verwaltungslaufbahn des gehobenen Dienstes in Niederhall. 1939 wurde er zum Ersten Vorsitzenden des Schwäbischen Albvereins gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1973 inne. In dieser Zeit wurde er weit über seine Heimat hinaus bekannt und erwarb sich den Ruf als „erster Wanderer Deutschlands“. Er war Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Heimat-, Wander- und Naturschutzbünde, der Deutschen Wanderjugend, und er gründete die Europäische Wandervereinigung. Auch für die Jugenherbergsbewegung setzte er sich ein.

Sein unermüdlicher Einsatz für die Natur und die Sache des Wanderns brachten ihm zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen ein. Georg Fahrbach starb am 12. Februar 1976 in Stuttgart. Ihm zu Ehren legte der Albverein 1977 den "Georg Fahrbach Weg" von seinem Geburtsort bis in die Landeshauptstadt an.

 

Hermann Lenz

Hermann Lenz (1913 – 1998), bedeutender deutscher Schriftsteller, wuchs bis zu seinem 11. Lebensjahr in Künzelsau auf. Seine weiteren Schuljahre verbrachte er in Stuttgart. Nach dem Studium in Tübingen, Heidelberg und München schrieb er seine ersten Werke (Gedichte, „Das Stille Haus“). Neben der Studentenzeit prägten Kriegsdienst und Gefangenschaft die Person Lenz und seine schriftstellerischen Arbeiten. Im Zentrum seines literarischen Schaffens steht ein mehrbändiger autobiografischer Romanzyklus um die Alter-ego Figur Eugen Rapp, der mit „Verlassene Zimmer“ (1966) beginnt, in dem das Leben als Kind in Künzelsau eine zentrale Rolle spielt. Im Band „Zwei Frauen“ widmet sich Lenz der Landschaft um Langenburg. Nahezu ohne Parallele in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, erkundet diese Lenz-Romanfolge essentielle autobiografische Einschnitte und fängt zugleich die politische Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert ein. Zusammen mit der Trilogie „Der innere Bezirk“ wurde Hermann Lenz zu einer der Leitfiguren der deutschsprachigen Nachkriegszeit.

Bis in seine späten Lebensjahre traf sich Hermann Lenz mit langjährigen persönlichen Freunden in Künzelsau und Langenburg. Seine Besuche in Hohenlohe verband er oftmals mit ausgedehnten Wanderungen mit seiner Frau Johanna im Landstrich zwischen Kocher, Jagst und Tauber. Zum Gedenken an den Schriftsteller Hermann Lenz und seine persönliche und literarische Verbundenheit mit Hohenlohe ist ihm die mit einem typischen Lenz-Kopfprofil markierte Wanderwegstrecke von Künzelsau über Schloß Stetten nach Langenburg (oder in die umgekehrte Richtung) namentlich gewidmet. 

 


Karl Julius Weber

 Karl Julius Weber, Foto: Gemeinde Kupferzell

Der Polyhistor, d.h. der in vielen Wissensgebieten bewanderte Gelehrte, und „lachende Philosoph“ Karl Julius Weber wurde am 21.4.1767 in Langenburg geboren. Er besuchte die deutsche und lateinische Schule in Langenburg bis 1782. Danach war er 3 1/2 Jahre am Gymnasium in Öhringen, wo er erklärte "Vom Rektor lass ich mir mein Latein und Griechisch gern korrigieren, nicht aber mein Deutsch, das versteh' ich besser".

Nach seiner Karriere als gräflicher Privatsekretär und Landtagsabgeordneter (1820/21 und 1823/24) gewann er durch seine literarische Tätigkeit viel Aufmerksamkeit. Sein „Deomokrit“ wurde ein Bestseller des 19. Jahrhunderts. Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst zog er vorübergehend nach Künzelsau zu seinem Schwager. Im April 1830 kam er schließlich nach Kupferzell. Dort wurde er im Frühjahr 1832 plötzlich krank und fiel ins Fantasieren. Nach längerem Leiden starb er am 19. April 1832, an einer "Auszehrung", wie der Pfarrer ins Kirchenbuch schrieb. Sein Grabmal wurde in die Kupferzeller Friedhofsmauer eingelassen.

 

Rudolf Schlauch

 Pfarrer Rudolf Schlauch, Foto: Familie Schlauch

Der am 9. Mai 1909 in Esslingen-Rüdern geborene Rudolf Schlauch war Pfarrer im hohenlohischen Bächlingen, einem Teilort von Langenburg. Er wurde überregional bekannt als Historiker, Volkskundler und Autor von heimatkundlichen Schriften über Hohenlohe. Seine Reiseführer und Veröffentlichungen über das von ihm so geliebte "Land der Burgen und Schlösser an Kocher, Jagst und Tauber" lassen ihn quasi als "Erfinder" des hohenlohischen Tourismus erscheinen.

In seinen Büchern und zahllosen Artikeln beschrieb Rudolf Schlauch die Einzigartigkeit und Schönheit des Hohenloher Landes, seine abwechslungsreiche Geschichte und reizvolle Landschaft, seine mittelalterlichen Städte, Burgen und Schlösser mit ihren einzigartigen Kunstschätzen, aber auch das Brauchtum, die Feste und Jahreszeiten.

Sein unermüdlicher Schaffensdrang wurde unter anderem mit der Ehrenbürgerschaft von Langenburg gewürdigt. Nach seinem Tod setzte seine Ehefrau Ingaruth Schlauch sein Werk fort. Das Ehepaar hatte drei Söhne: Wolfgang, Rezzo und Bernulf.




 


Götz von Berlichingen

 Grablege Götz im Kloster Schöntal, Foto: Marion Schlund

"Er sollt mich hinden lekhen". Wohl jeder kennt den Spruch "LMAA" - aber woher hat dieser seinen Ursprung? Dass der Mann mit der "eisernen Faust" diesen Ausspruch tat, wissen wohl die meisten, dass dieses Zitat aber in der hohenlohischen Jagsttalstadt Krautheim gesprochen wurde, vielleicht die wenigsten.

Gottfried von Berlichingen, "Götz" genannt, wurde 1480 als Sohn des Kilian von Berlichingen und seiner dritten Gattin Margaretha in Jagsthausen geboren. Im Alter von zehn Jahren musste Götz von Berlichingen die harte Schulbank in Niedernhall drücken. Die ehemalige Schule steht noch heute und wird als "Götzenhaus" bezeichnet. Der junge Götz war ein Heißsporn. Im Jahre 1504 bei der Belagerung von Landshut im Landshuter Erbfolgekrieg verlor er durch die Unachtsamkeit eines Kanoniers die rechte Hand. Er war verzweifelt, seine Laufbahn als Kriegsmann schien beendet. In seiner Not fand er im Dorfschmied von Olnhausen seinen Retter. Er fertigte ihm eine bis dahin einmalige Prothese, die erste eiserne Hand, bei der sich durch Druck auf einen Knopf alle Finger schlossen.

Das berühmte "Götz-Zitat" kam so zustande: 1516 schrie Götz von Berlichingen in Krautheim dem Kurmainzer Amtmann Max Stumpf seine Meinung gründlich und lautstark mit Kraftausdruck "Er sollt mich hindhen lekhen" hinauf. Der "Götz-Gedenkstein" erinnert an der Originalstelle.

Im Kloster Schöntal fand Götz von Berlichingen nach bewegtem Leben 1562 seine letzte Ruhestätte.
Die Autobiografie diente Goethe als literarische Vorlage für das Drama "Götz von Berlichingen" aus dem Jahr 1773.

Leonhard Kern

 Museum Kern-Haus, Forchtenberg, Foto: Eva Maria Kraiss

Leonhard Kern gilt als einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer des 17. Jahrhunderts im Barock. Er wurde 1588 in Forchtenberg geboren. Nach der ersten Ausbildung bei seinem Vater und später in Würzburg bei seinem älteren Bruder Michael, hielt sich Leonhard Kern von 1609 bis 1614 in Neapel, Nordafrika, Rom und Oberitalien auf. 1620 wurde er in Schwäbisch Hall sesshaft. 1640 wurde Leonhard Kern zum Mitglied des äußeren Rats der Stadt gewählt, 1648 zum Hofbildhauer des brandenburgischen Kurfürsten ernannt.

Leonhard Kern schuf die meisten seiner Kleinplastiken in den kostbaren Werkstoffen Elfenbein, Alabaster und Buchenbaumholz. Seine Kleinplastiken wurden hauptsächlich von adeligen und bürgerlichen Kennern mit erlesenem Geschmack gekauft und gesammelt, denen es weniger um die dargestellten Themen, sondern mehr um die Virtuosität der Schnitzkunst und die ästhetische Perfektion ging. Kunstwerke dieser Art wurden in Sammelkabinetten und "Kunstkammern" aufgestellt, in denen erlesene Kostbarkeiten der Kunst und Raritäten aus der Natur oft zusammen präsentiert wurden.

Aber nicht nur Leonhard Kern war Künstler. Seine Familie bestimmte maßgeblich ab den letzten Jahren des 16. und fast das ganze 17. Jahrhundert, die in vier Generationen in einem Zeitraum von etwa 120 Jahren zehn Bildhauer und Baumeister hervorbrachte. Hier finden Sie ausführliche Informationen zu den Familienmitgliedern.

Eine Sammlung und das Leben der Künstler-Familie Kern können Sie im 'Kern-Haus' in Forchtenberg sehen: Michael-Kern-Strasse 26, 74670 Forchtenberg



 


Abt Benedikt Knittel

 Abt Benedikt Knittel, Foto: Gemeinde Schöntal

In Kloster Schöntal stößt man auf die Spuren des bekannten Zisterzienserabts Benedikt Knittel (*1650 in Lauda, † 1732). Er wurde als Johannes Knittel geboren und 1671 als Mönch in Kloster Schöntal geweiht. Die Funktion des Abts hatte er ab 1683 inne.

Abt Knittel war Verfasser mehrerer literarischer Werke, die insbesondere die Geschichte des Klosters Schöntal zum Inhalt haben. Bekannt wurde Abt Knittel jedoch durch seine zahlreichen Gedichte, die sogenannten "Knittel-Verse" in lateinischer Sprache. Die Verse schrieb er als Bauinschriften für das Kloster und die außerhalb liegenden Schöntaler Besitztümer auf Fässer und Hauswände.

Der baufreudige Abt verantwortet u.a. das neue Konventsgebäude (Errichtung 1701-1707), das Langhaus der Klosterkirche samt prächtiger Doppelturmfassade (Errichtung 1708 bis 1717), die Heiliggrabkapelle auf dem Schöntaler Kreuzberg (Errichtung 1716 bis 1720) sowie  Chor und Querhaus der Klosterkirche (Errichtung 1717 bis 1726). Der Neubau der Abtei, den Knittel bereits geplant hatte, erfolgte erst unter seinem Nachfolger Angelus Münch.

Johann Friedrich Mayer

 Pfarrer Mayer Radweg Kupferzell, Foto: Pfarryer-Mayer-Gesellschaft

Johann Friedrich Mayer wurde am 21. September 1719 in Herbsthausen (Main-Tauber-Kreis) geboren. Nach seiner theologischen Ausbildung wurde er 1741 Pfarrer in Riedbach (Landkreis Schwäbisch Hall), bis zu seinem Tod im Jahr 1798 war er evangelischer Pfarrer in Kupferzell.

Er beobachtete die bäuerliche Arbeit auf den Höfen und stellte in seinem Pfarrhausgarten über viele Jahre landwirtschaftliche Versuche an. Er dokumentierte in zahlreichen Schriften den Bauern natürliche Zusammenhänge in Feldbau und Viehhaltung und beriet neben den Bauern auch Fürsten. Er machte sie auch mit dem Anbau der Kartoffel vertraut, die damals noch unbekannt war. 

Zu den bedeutendsten Schriften Mayers gehörte das "Lehrbuch für die Land- und Haußwirthe" (1773). Darin legte er Pläne für einen Haustyp vor, in dem sich der bäuerliche Wohnbereich mit dem Stall unter einem Dach befindet; die Wärme des Stalls im Erdgeschoss heizte die darüberliegenden Wohnräume mit. Diese sogenannten Pfarrer-Mayer-Häuser sind noch heute vor allem im Kupferzeller Raum zu sehen.

Durch seine fortschrittlichen Bewirtschaftungsmethoden gehört Mayer zu den einflussreichsten Agrarreformern des 18. Jahrhunderts. Mayer gilt auch als bedeutender Volksaufklärer während der sechziger und siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts. Auf ihn geht die Einführung der Gipsdüngung zur Ertragssteigerung und die Einführung der Futterrübe, des Kleeanbaus auf der Brache, Mostobstanbau und Stallhaltung des Viehs zurück. Ihm zu Ehren wurde der Radweg "Pfarrer Mayer Radweg" errichtet.